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Ermordete Kinder und andere Geschichten von Gottes Unmoral

Würzburg: Echter, 1999.
ISBN 3-429-02080-8
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Klappentext

"Ein fesselndes Buch", so Waltraud Herbstrith in "Christ in der Gegenwart"; "Ein Musterbeispiel geistlicher Schriftlesung auf der Grundlage eines hellen Verstandes und einer großen Liebe zur Heiligen Schrift", so Thomas Söding im "Rheinischen Merkur" - zwei von vielen Stimmen zu Susanne Krahes letztem Buch "Die Letzten werden die Ersten sein".

Auch in ihrer neuesten Arbeit greift Susanne Krahe ein großes - und heißes - Thema auf: die Frage nach der Unmoral Gottes. Oder wie sonst soll man es bezeichnen, daß der Gott der Bibel unschuldige Kinder opfern läßt, heilige Kriege führt, ohne jedes Maß straft und Sühne fordert, Recht und Gerechtigkeitsforderungen mißachtet?

Andererseits: Geht es hier überhaupt um Moral? Ist ein Gott, der in diesen Kategorien greifbar ist, ein Gott ohne dunkle Seiten, nicht eine bloße Projektion? Bewahren uns nicht gerade die Risse und Brüche davor, uns dem Geheimnis des Lebens auf allzu bequeme Weise zu entziehen?

Susanne Krahe nähert sich diesen Fragen auf mitreißende und theologisch versierte Weise.


Aus den Rezensionen

Tschüs, Kuschelgott

Der »liebe Gott« wird oft beschworen. Doch Susanne Krahe zeigt in ihrem neuen Buch, dass die Bibel häufig eine andere Sprache spricht

VON KATHARINA GRALLA

Gott ist lieb. Gott hat alle Kinder lieb. Gott ist ein großes Kuscheltier. Der liebe Gott zum Wohlfühlen erfreut sich in populären Büchern und manchen Gottesdiensten großer Beliebtheit. Es mag ja auch ein ehrenwertes Anliegen sein, heutzutage mit einem freundlichen und unkomplizierten Gott für die christliche Sache zu werben. Nur: Der biblische Gott ist nicht nur ein lieber Kuschelgott.
Susanne Krahe:
Ermordete Kinder und andere Geschichten von Gottes Unmoral
Echter Verlag, Würzburg.

159 Seiten, 29 DM

Die Bibel erzählt auch von einem Gott, der Kinder opfert und ermorden lässt, der Kriege führt und sich wütend rächt, der ungerecht und launisch ist. Mit dieser „unmoralischen” Seite Gottes beschäftigt sich Susanne Krahe in ihrem neuesten Buch. Die vierzigjährige blinde Theologin hat sich in den vergangenen Jahren als Autorin spannender und tiefgründiger Bücher einen Namen gemacht. Ihre inhaltlich anspruchsvollen Entdeckungsreisen in oft wenig bekannte Bibelwelten sind für jeden interessierten Laien verständlich – und fesselnd.

In ihrem neuen Werk erzählt sie von den ermordeten, geopferten Kindern in der Bibel: von der Tochter des Jephta zum Beispiel, die um Gottes Willen geopfert wird, weil ihr Vater eine Schlacht gewonnen hat (Richter 11, 34–40). Sie erzählt von König Davids Sohn, der sterben muss, weil sein Vater die verheiratete Batseba geschwängert hat (2. Samuel 12, 15–18). Und sie stellt die kriegerischen und cholerischen Seiten Gottes vor: Gott, der als zehnte Plage die Kinder der Ägypter umbringt, damit sein Volk Israel in die Freiheit ziehen kann, und der erlaubt, dass der Apostel Petrus das Ehepaar Hananias und Saphira mit Blitzschlag tötet, weil sie der Gemeindekasse Geld vorenthalten haben (Apostelgeschichte 5, 1–11).

Die unmoralische Seite Gottes, beschränkt sich aber nicht aufs Alte Testament. Das immer noch vielfach vertretene Schema – hier der gewaltige, zornige Gott der Juden, dort der liebe Gott der Christen – geht nach Meinung der Autorin nicht auf. Denn auch das Bild vom „lieben Jesus” hat Risse. Da verflucht er einen Feigenbaum, weil er keine Frucht trägt. Und sein Spruch „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert” (Matthäus 10, 34) passt kaum ins vorherrschende Jesusbild, ebenso wenig wie dessen Umgang mit seiner Familie. Und das vernichtende Urteil über Reiche und solche, die seine Botschaft nicht annehmen, ist auch nicht gerade barmherzig.

Susanne Krahe macht deutlich, dass diese Beispiele für Gottes und Jesu „unmoralisches” Handeln im breiten Strom der Überlieferung zwar Randerscheinungen sind. Aber es sind nicht so wenige, als dass man sie einfach unter den Tisch fallen lassen könnte. Denn die vielen Einzelgeschichten von den Schattenseiten Gottes, die Krahe sehr differenziert in ihrem Kontext würdigt, laufen auf die Frage nach Gottes Gerechtigkeit zu. Diese sogenannte Theodizeefrage treibt die Menschen seit alters um: Woher kommt das Unheil in der Welt, wenn Gott allmächtig und gut ist?

Solche schwierigen Fragen löst Susanne Krahe nicht vorschnell auf. Zum grausamen Tod Jesu am Kreuz etwa schreibt sie: „Der letzte Aufschrei Jesu muss in seiner ganzen erschütternden Tiefe ausgehalten werden. Er ist nicht erschallen, um mit voreiligen Antworten zum Verstummen gebracht zu werden. Wenn überhaupt, dann kann nur Gott selbst mit seiner österlichen Erneuerung diese Stille durchbrechen.”

Und wir, so betont Krahe, könnten nur hoffen, den Schmerz über die Zustände in der Welt auszuhalten, bis Gott selbst die Wunden schließt.

Am Ende des Buches ist das Bild vom lieben Kuschelgott nachhaltig zerstört. Gott handelt nicht nach menschlich-moralischen Maßstäben. Der Gott der Bibel ist eher gefährlich als lieb und harmlos und als moralisches Vorbild untauglich. Aber das, darauf weist Krahe hin, sei schließlich auch befreiend. Gott zeige selbst, dass Glaube nicht in erster Linie eine moralische Qualität hat. Gut so, denn der liebe Kuschelgott wird die Seinen vermutlich schon in der ersten Lebenskrise allein lassen.

(Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt Nr. 32)


Die Zumutungen des Glaubens
Susanne Krahe
Ermordete Kinder und andere Geschichten von Gottes Unmoral
Echter. 160 Seiten. 29,- DM

Man sollte es kaum für möglich halten. aber die Heilige Schrift enthält tatsächlich nicht nur unmoralische Geschichten und mancherlei unheilige Schnörkel wie Sodom und Gomorra, Vielweiberei und Korruption, Inzest und Ehebruch. Nein, die Bibel zeigt uns Gott auch als Kriegshelden und als ein Wesen, das nicht immer gerecht ist und cholerische Seiten hat; ja sie enthüllt sogar unmoralische Aspekte im Verhalten Jesu. Susanne Krahe erinnert in ihrem flott und provozierend geschriebenen Buch an die dunklen Seiten der Bibel und erzählt die altbekannten Geschichten von Isaak, David, den Kindern Ägyptens und anderen so spannend, daß man das Gefühl hat, man lese sie zum ersten Mal. Die Autorin will nicht anklagen, noch sucht sie schiedlich-friedlich mit dem Hinweis auf Gottes Barmherzigkeit einen alle Ungereimtheiten übertünchenden Schluß. Im Gegenteil: Sie stellt die Zumutungen des christlichen Glaubens klar heraus. In der Hoffnung, daß eines Tages "Gott selbst die Wunden schließt".

Ursula Homann in Publik-Forum 21.5.99


Krahe, Susanne: Ermordete Kinder und andere Geschichten von Gottes Unmoral. - Würzburg: Echter, 1999. 159 S. ISBN 3-429-02080-8 fest geb.: 29,00

Nein, "lieb" ist der Gott der Bibel wohl nicht, wenn er Kinder opfern läßt, einem Vater die Tötung des eigenen Sohnes befiehlt oder verlustreich-blutige Kriege anordnet. Die Autorin listet solche und ähnliche "unmoralische" Geschichten im Alten und Neuen Testament auf, in denen es oft grausam zugeht. Gott und Jesus sind, so sagt sie, nicht mit herkömmlichen Maßstäben zu fassen, ihn ernst nehmen heißt, so paradox das klingen mag, Moralitat und Ethik Gottes haben eine eigene Verfügbarkeit, die Wahrheit vor Richtigkeit einordnet. Unsere Werte und Normen gelten für ihn nicht, überkommene Denkweisen und Strukturen werden jenseits ihrer praktizierten Rechtskultur erweitert und geraten somit in eine unberechenbare Dimension, die aber zugleich neue Chancen der Gotteserfahung eröffnet. - Nachdenkenswerte Thesen.

Gerd Kriebisch im ekz-Informationsdienst



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